Jans 2. Rundbrief (März 2017)

Liebe Freunde, Gemeinde, Familie,

ich habe mich inzwischen richtig gut eingelebt. Mein Englisch wird immer besser und die Verständigung mit den Leuten vor Ort funktioniert super.


Zuerst gebe ich euch einen Überblick über meinen Tagesablauf auf der Ikhwezi Lokusa Station.

Um 6.27 Uhr stehe ich auf damit ich um 6.30 Uhr rechtzeitig zur Messe komme Das frühe Aufstehen bereitet mir noch ein bisschen Schwierigkeiten, Gott verzeiht mir bestimmt, dass ich nicht immer ganz frisch zur Messe erscheine. Nach der Messe gibt es einen Frühstückskaffee und danach habe ich Zeit mich zu duschen, mein Zimmer aufzuräumen und mein Bett zu machen.

Um 7.45 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Arbeit. Um 8.00 Uhr beginnt mein Arbeitstag im Büro mit einem Morgengebet, gemeinsamen Singen und mit anschließender Besprechung über den Tagesablauf. Der Tagesablauf unterscheidet sich jeden Tag, da ich sehr unterschiedlich eingesetzt werde. Oft habe ich Fahrdienste und erledige in der Stadt verschiedene Aufgaben, wie Post wegbringen, Essen einkaufen, verschiedene Non- Profit Organisationen besuchen um dort unsere Station zu repräsentieren und Spenden zu sammeln, bis hin zu Krankenhausfahrten.
Natürlich gibt es auch viel Arbeit bei uns in der Station. Im Büro helfe ich bei den Verwaltungsaufgaben, erstelle Dokumente, repariere Computer und achte darauf, dass der Generator immer funktioniert und genügend Benzin vorhanden ist.
Unterbrochen wird der Arbeitstag um 10 Uhr mit einem leckeren Frühstück bei den Schwestern die bei uns auf der Station arbeiten und das Mittagessen zusammen mit den Brüdern, auf das ich mich immer freue. Es ist schön jeden Tag lecker bekocht zu werden ohne Vorbereitungen oder abspülen zu müssen.

Nachmittags gebe ich Computerunterricht. Ich versuche den Traines die Arbeit am Computer näher zu bringen. So habe ich jeden Tag mit verschiedenen Fähigkeiten zu tun. Manche können schon fast perfekt mit dem Computer umgehen, andere haben Probleme den Computer anzuschalten und den links und rechts Klick zu beherrschen.
Ab16.00 Uhr bleibe ich in der Station. Gegen Abend wird es zunehmend gefährlicher in die Stadt zu gehen. 
Um17.00 Uhr trainiere ich die Traines, spiele Fußball mit den Jungs oder Netball mit den Mädchen.

Mit dem Abendgebet um 17.45 Uhr endet mein Arbeitstag. Danach gibt es Abendessen und ab ca. 19 Uhr genieße ich den Abend mit den Brüdern im Gemeinschaftsraum. Wir reden, trinken was zusammen und schauen Fußball. Manchmal treffe ich mich mit Freunden.
Spätestens um 24 Uhr gehe ich schlafen, da sonst das Verschlaf- Risiko stark zunimmt.

Natürlich verläuft jeder Tag nicht nach diesem Schema, manchmal muss ich schon morgens um 6 Uhr jemanden ins Krankenhaus bringen oder ich verbringe den ganzen Mittag in der Stadt, weil so viel zu erledigen ist.
Das Wochenende verbringe ich mit den verschiedenen Brüdern. Manchmal grillen wir am Meer, feiern Geburtstag oder fahren zu anderen Städten an der Küste. An anderen Wochenenden helfe ich im Office, auf der Farm und kümmere mich um die Schweine.

Am Ende dieses Jahres wurde unseren Traines, die ausgelernt haben, ihr Examen ausgegeben. Das war ein besonderes, tolles und riesiges Event. Die Eltern waren so stolz auf ihr Kind, dass es trotz Behinderung einen ausgelernten Beruf hat und damit selbstständig leben kann. Dieses Fest hat mich stark beeindruckt.

Zum Abschluss vor den Ferien gab es eine große Grillparty am Strand und die Steaks sind einfach riesengroß!

Dann begannen meine großen Weihnachtsferien. Zuerst fuhren wir (die Brüder, ich und ein paar Sisters) zu einer Außenstation in Mariazell zur Priesterweihe von 2 Brüdern aus unserem Haus. Mariazell liegt tief im Suthu-Gebiet und grenzt direkt an den Drakensbergen an. Die Gegend ist sehr wenig besiedelt und ausgebaut, so mussten wir, nach unserer 3 stündigen Anfahrt, noch 2 Stunden über die holprigen Feldwege fahren bis wir endlich angekommen sind und ich dann den wunderschönen Panorama Ausblick genießen und einen Blick auf die traditionell bekannten Suthukleider, die aus einer Decke bestehen, werfen konnte. Die Station Mariazell wurde von Deutschen gebaut, ist sehr schön und versorgt sich selbst mit Wasser das aus den Bergen kommt (Schmelzwasser). Dieses Wasser betreibt auch einen großen Generator der die Station mit Strom versorgt. Die Priesterweihe war ein sehr einzigartiges Erlebnis, trotzdem war ich ein bisschen froh als die Messe nach 4 ½ Stunden zu ende ging. Danach gab es ein großes Essen mit dem Bischof und allen angereisten Priestern, am Abend wurde dann alles mit einem gemütlichen Barbecue abgerundet. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zu dem Heimathaus von einem der geweihten Priester, um dort eine Messe zu feiern. Als wir mit einem riesigen Konvoi voller Autos mit Priestern und Brüdern durch das spärlich besiedelte Gebiet gefahren sind, folgten uns typische Suthureiter auf ihren Pferden mit ihren Decken auf den Pferderücken die anstelle von Satteln verwendet werden. Die Bewohner der wenigen Häuser klatschten und winkten heftig als unser mit Housemusik beschallter Konvoi an ihnen vorbeifuhr.

Nach einer weiteren Messe machte ich mich mit ein paar andern Brüdern auf den langen Weg nach Marianhill, wo ich Weihnachten und Silvester feiern wollte.

Marianhill ist das Heimat- und Gründerkloster der Marianhiller Missionare (bei denen ich in Mthatha wohne) und der Schwestern des Kostbaren Blutes (bei denen ich arbeite). Marianhill ist ein Dorf mit einem großen Kloster für die Schwestern, einem großen Kloster für die Brüder, einem Altenheim, Krankenhaus, mehreren Schulen und Kindergärten, einer Kathedrale, ein Bischofs-Haus einer Farm und vieles mehr. Dieser sehr katholisch, spirituelle Ort fühlt sich besonders an. So war mein 3 wöchentlicher Aufenthalt eine einzigartige spirituelle Erfahrung in einer wunderschönen und einzigartigen Umgebung. Gleich zu Beginn konnte ich mir ( meines Erachtens), die coolste Aufgabe im Kloster sichern und jeden Morgen um 6 Uhr und Abends um 18 Uhr die großen Glocken des Klosterturms läuten. Weihnachten wurde sehr schön und traditionell europäisch gefeiert, die einzige Außerplanmäßigkeit für mich war, dass die Brüder meine Singkünste falsch einschätzten und mich an der Weihnachtsmesse als Kantorsänger mit nach vorne holten. Glücklicherweise sangen noch 3 Brüder mit und ich konnte mit gut angepassten Mundbewegungen über meine miserablen Singkünste hinweg täuschen und so ein Desaster vermeiden. Abend saßen wir dann gemütlich zusammen und haben über Gott und die Welt philosophiert. Marianhill liegt direkt bei Durban und so haben wir natürlich auch paar Ausflüge zum Strand unternommen. Silvester haben wir im Kloster verbracht. Wir saßen abends alle gemütlich zusammen, haben gespielt geredet, gelacht und gesungen bis es schließlich 24 Uhr war. Trotz ein Warnung des Father Supirerors(Herr des Hauses) nicht so viel Radau zu mache, konnten wir uns nicht an die Regel halten und haben um 24 Uhr alle Glocken des Klosters geläutet, so dass man es bestimmt bis in die Stadt Durban gehört hat (leider war meine Aufgabe des Glockenläutens danach zu Ende) .Nach dem Glockengeläut habe ich mich auf den Weg zu einer großen Glasfront gemacht und mir das gigantische Feuerwerk über Durban angeschaut.

Die letzte Woche meiner Ferien habe ich in Port Shepstone verbracht. Dort bekam ich eine einzigartige Aufgabe. In dieser Gegend gibt es sehr viele Affen, sie sind sehr clever, klauen Sachen und töten Haustiere. So bekam ich ein Gewehr um die Affenplage zu beheben. Meine Erfahrung mit Gewehren beschränkt sich auf den Rummel, als ich mal versucht habe eine Rose zu schießen und nur einen Trostpreis bekam. Leider ging meine Trefferquote gegen Null. Aber die Affen haben sich erschreckt und fürs Erste das Weite gesucht.

Nach diesen langen und erlebnisreichen Ferien war ich froh wieder zurück in meiner gewohnten Umgebung zu leben und zu arbeiten.

Viele Grüße und Gottes Segen

Euer Jan