Nachruf auf Gerhard Winter
Alles was zerfällt, gehört der Erde.
Doch alles, was uns lieb ist, gehört dem Himmel.
Nimm Erde den Staub. Nimm Himmel unseren Verstorbenen.
Anton Rotzetter
Zur Beerdigung am 28. Januar 2020
Herr Winter hat sich über viele Jahre in den verschiedensten Ämtern für die Kirchengemeinde eingesetzt: als Kirchenpfleger und Wortgottesdienstleiter, als Mesnervertretung, Kommunionhelfer und als Lektor, als Mitglied des Kirchengemeinderates, als Leiter des Festausschusses und als Zweiter Vorsitzender. Er leitete lange das ökumenische Friedensgebet und hielt Andachten in den Seniorenheimen.
Die Aufzählung der Aufgaben und Posten allein wird diesem Mann aber nicht gerecht. Er arbeitete immer dort mit, wo es um Gemeinschaft ging, um das Miteinander von Menschen.
Gerhard machte sich schon früh für die Ökumene stark und hat den Grund für vieles gelegt, was uns heute selbstverständlich im ökumenischen Umgang miteinander ist. Vielleicht war er dazu prädestiniert durch seine eigene Geschichte.
Er hielt enge Verbindung zu den jeweiligen evangelischen und ev.-methodistischen Pfarrern und sorgte für ein gleich bleibend gutes, weil verlässliches Klima. Bei der Einweihung etlicher öffentlicher Gebäude hat er auf katholischer Seite den Pfarrer vertreten und zusammen mit den evangelischen Pfarrern den Segen gesprochen.
Gerhard war eine Stütze im KGR, weil er selbst schon etliche der Ämter innegehabt hatte und daher die Dinge aus der Innenansicht kannte. Er verfiel aber nie in den Fehler, seinen Nachfolgern in den zahlreichen Ämtern zu sagen, wie sie ihre Arbeit zu machen hätten..
Er ließ sich nicht von persönlichen Vorlieben leiten, sondern er überlegte, was für die Kirchengemeinde das Beste sei und tat dann das ihm Mögliche, um die Verwirklichung des Projektes voranzutreiben.
Er war ein Mitdenker und ein Schaffer.
Für mich war er ein treuer Weggefährte.
Ich glaube, dass es für sein Engagement einen wichtigen Grund gab:
Ihm war bewusst, dass Nachfolge Christi nicht in der Theorie, sondern nur in der Praxis funktioniert - dass nur ER "seinen" Teil zum Gelingen des Ganzen beitragen konnte. (Wie übrigens jeder von uns nur "seinen" Teil beitragen kann und niemand sonst.)
In der Bibel heißt es dazu: Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan. Dort steht nicht: Wenn ihr drüber redet, wie man jemand helfen könnte, dann habt ihr mir geholfen.
Ich glaube , dass diese praktische Nachfolge Gerhard Winter die Kraft gab, bis ins hohe Alter die Hände nicht in den Schoß zu legen, sondern die anstehenden Aufgaben tatkräftig anzupacken oder auf den Weg zu bringen.
Doch alles hat seine Zeit... Als er selbst nicht mehr kräftig anpacken konnte, musste er mühsam lernen, dass er - ohne es zu wollen - die Seiten gewechselt hatte und nun selbst Hilfe brauchte ...dazu gehört, dass man sich auch helfen lässt , und das ist meist viel schwerer als selbst helfen zu können. Es war für ihn ein sehr mühsamer Prozess...
Ich bin sicher, jedem und jeder fällt jetzt mindestens eine Geschichte aus dieser langen Zeit ein, die er mit Gerhard erlebt hat. Ich werde zum Beispiel nie vergessen, wie ich eines Tages vor unserem Haus in der Friolzheimerstraße stand und er mit seinem Fahrrad mühelos den steilen Weg heraufkam...
Unsere Erinnerungen bleiben uns...
Wir in der Kirchengemeinde St. Clemens werden Gerhard Winter als den in Erinnerung behalten, der in die richtige Richtung voranging, der die wichtigen Schritte unternahm oder begleitete.
Wir sind sehr dankbar für sein Wirken in unserer Kirchengemeinde, in der er , wie er es selbst einmal formulierte, "Heimat gefunden hatte". Jetzt ist er in der ewigen Heimat...
Wenn Kirche ein Haus aus lebendigen Steinen ist, war er ein Eckstein. Wir sind sehr dankbar für sein vielfältiges Wirken.
Ein besonderer Mensch ist uns vorausgegangen.
Für die Kirchengemeinde
Barbara Bartholomäi