Herzlichen Glückwunsch! Wir feiern 75 Jahre Grundgesetz
Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Schwestern und Brüder,
75 Jahre Freiheit, Frieden und Demokratie in Deutschland – eine Erfolgsgeschichte, über die wir uns alle freuen dürfen. Seit dem 23. Mai 1949 regelt das Grundgesetz unser Zusammenleben in Deutschland. Das heißt ganz konkret, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Religionsfreiheit, Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit, Freizügigkeit, Freiheit der Berufsausübung und vieles andere mehr. Alle diese Rechte sind die elementaren Grundlagen einer freiheitlich-demokratischen Verfassung. Kein Zweifel: Das Grundgesetz ist die beste Verfassung, die Deutschland je hatte. Und was uns in den letzten 75 Jahren gelungen ist, ist nicht selbstverständlich, es ist nur möglich geworden, weil viele mutige Menschen diesen langen Weg gegangen sind, und wir dürfen das für uns heute in Anspruch nehmen, dass Deutschland ein tolerantes, weltoffenes und erfolgreiches Land geworden ist. Umso wichtiger ist es für mich, heute zu betonen, dass es unsere Aufgabe ist, unsere Demokratie und Freiheit weiterhin zu schützen – vor allem die Grundideen: Toleranz, Gerechtigkeit, Freiheit und Friedlichkeit.
Wenn ich noch tiefer in das Grundgesetz unseres Landes hineinschaue, dann ist die Menschenwürde das oberste Gebot. Artikel 1 lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Es geht darum, den Menschen und seine Würde zu schützen und eine Kultur aufzubauen, in der diese Würde nicht mit den Füßen getreten und verletzt wird. Und das ist nicht weniger als eine Forderung für uns alle, zu schauen, dass der Umgang miteinander stimmt. Hass, Gewalt, Rassismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft.
Emmanuel Kant hat einmal gesagt: „Alles hat einen Wert, der Mensch aber hat eine Würde.“ Das heißt, alle Menschen sind wertvoll und haben eine Würde. Daran sollten wir uns jeden Tag aufs Neue erinnern, darauf bestehen und diese Würde einfordern, damit jeder Mensch das Ansehen bekommt, das ihm zugedacht ist.
Schließlich geht es um das Zusammenleben: Das Grundgesetz regelt unser Zusammenleben und stellt die Menschenwürde in den Mittelpunkt. Unsere Gesellschaft wird immer vielfältiger. Das ist ein Gewinn. Das Gesicht unserer Gesellschaft ändert sich, unsere Kultur wird bunter. Ich bin überzeugt, wir sollten von einem neuen „WIR“ sprechen, um einen größeren Platz für diese Vielfalt zu schaffen. Deshalb wünsche ich mir, dass es uns weiterhin gelingt, diesen Schatz der Vielfalt zu leben und dabei die Gemeinsamkeit zu erkennen, sie zu stärken, damit das Miteinander zwischen uns besser funktioniert und wir unsere Zukunft gestalten können. Zum Schluss darf ich Ihnen dieses Afrikanische Sprichwort mit auf dem Weg geben: „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“.
Vielen Dank
Ihr Pater Gasto Lyimo, Pfarrer der Seelsorgeeinheit CleBoRa
Wie Gott sich zeigt
Einer der Kerntexte des Alten Testaments, der hebräischen Bibel, ist die Berufung des Mose am Dornbusch (Lesung aus dem Buch Exodus 3,1-8a.10.13-15).
Hier offenbart Gott die Bedeutung seines Namens: Er, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs mit dem nicht aussprechbaren Namen J – H – W – H, stellt sich vor als: „Ich bin, der ich bin.“
Wieder überlegen wir, ob diese Geschichte uns erzählen will, welche tiefere Bedeutung sie für uns haben kann.
Dazu einige Gedanken von P. Gasto Lymio: Predigt 3. Sonntag der Fastenzeit
Gebet in unruhigen Zeiten
Guter Gott, wir gehen durch eine Zeit der Unsicherheit und Angst:
Da ist die Sorge um geliebte Menschen.
Da ist die Furcht, sich anzustecken.
Da ist die Ungewissheit, wie sich unsere Weit in diesen Monaten verändern wird.
Da ist ein grundlegender Einschnitt in unser gewohntes Leben:
Wir müssen auf vieles verzichten, das wir gerne tun, um andere Menschen nicht in Gefahr zu bringen. Das belastet uns, und wir hoffen, dass diese Zeit bald vorübergeht.
Dies alles: unsere Befürchtungen, unsere Hoffnungen, unsere Ängste, tragen wir vor dich.
Du hast gesagt, dass du unsere Gebete hörst.
Du hast gesagt, dass wir unsere Sorgen auf dich werfen dürfen.
Du hast gesagt, dass du bei uns bist alle Tage bis ans Ende der Welt — auch in dunklen Zeiten.
Wir vertrauen dir.
Wir legen die Menschen, die wir lieben, in deine Hand: Segne sie und behüte sie.
Und wir bitten dich, schenke uns Kraft und Zuversicht und beschütze uns in dieser Zeit.
Amen.
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege“. Zu Jes 55, 6-11
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr.“ Was für ein scharfes Wort. Da kommt doch schnell die Frage in den Sinn, was denn passiert, wenn mein Gedanken und meine Wege nicht mit Gottes Gedanken und Wegen übereinstimmen? Macht es Sinn überhaupt an Gott zu glauben, wenn ich seine Gedanken und seine Wege nicht kenne? Ja, und wie geht das denn, Gottes Gedanken zu kennen und zu denken? Paulus verschärft es dann später in seinen Briefen noch einmal, wenn er meint, dass Gottes Gedanken und Wege jedes menschliche Vorstellungsvermögen übertreffen und höher sind als alle Vernunft.
Liebe Schwestern und Brüder, die Worte des Propheten Jesaja sprechen uns ganz besonders an. Wir kennen folgende Erfahrung: Manchmal sind wir in unseren Plänen und Träumen gefangen und wollen, dass alles so eintritt, wie wir es uns ausgedacht haben. Wir wollen alles auf einmal, und zwar sofort. In unsere Gesellschaft empfinden wir oft Zeitdruck, wir möchten vieles schnell erreichen, und wie stellen uns sicher auch vor, dass Gott unsere Geschwindigkeit mitmacht.
Wie oft stellen wir uns diese Fragen: Wo bleibst du Gott? Wieso hast du dies oder jenes zugelassen? Wo warst du da? Und … Unsere Vorstellung ist oft: Gott soll sofort auf unsere eigenen Situationen reagieren. Wir lassen Gott keine Zeit, keine Wahl und keinen Handlungsspielraum. Jesaja jedoch ruft uns mit seinem Wort zur Umkehr: Er lädt uns ein, die Freiheit Gottes zu erkennen, denn er handelt wie er es für gut befindet für seine Menschen. Zweifelt nicht an seiner Treue, die er uns zugesagt und gezeigt hat durch viele geschichtlichen Erfahrungen hindurch. Wir dürfen darauf vertrauen, dass seine Gedanken und seine Wege für uns durchaus quer zu unseren Gedanken liegen und dass sein Heilsweg Wege geht, die uns als Umwege erscheinen.
Ich erfahre es in meinem Leben so: Gottes Wort ist für mich der richtige Weg und der richtige Gedanke. Die Stimme Gottes, die ich durch sein Prophetenwort höre, ist der Weg, den Gott für uns bereithält, für jede und jeden einzelnen von uns und für sein Volk insgesamt. Gott kündigt sie an, diese Wege, durch sein Wort. Und sein Wort ist wirksam, es bewirkt etwas, es ist kein leeres Versprechen.
„Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.“
Das Wort Gottes hat die Macht, etwas Neues zu schaffen. Wie Regen und Schnee die Erde zu Wachstum und Fruchtbarkeit anregen, so kommt Gottes Wort in unser Leben und schenkt uns neue Erfahrungen. Das Wort Gottes verdichtet sich zu menschlicher Geschichte. Es hat Kraft. Gott sendet sein Wort aus, damit es auf der Erde bewirkt, was es soll. Ja, es ist so, wie es bei Jesaja heißt, sein Wort kommt nicht wieder leer zu ihm zurück, sondern es tut, was Gott gefällt und ihm gelingt, wozu Gott es gesendet hat. Durch das Wort Gottes werden wir die Wege, Gedanken und Spuren Gottes entdecken können. Seine Gedanken und Wege lassen sich finden durch sein Wort, wie Jesaja sagt „suchet den HERRN, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist“ Amen.
P. Gasto Lyimo Cssp.
Mit unruhigem Herzen einfach vor Gott
Liebe Schwestern und Brüder in Christus,
fast jeder von uns möchte sich Zeit für sich nehmen und sich erholen. Für viele von uns sind die Sommerferien die Zeit, in der wir mehr Ruhe und Zeit haben. Wir machen Urlaub, wir besuchen Freunde, wir gehen wandern und staunen über die Natur. Manchmal gelingt es uns, diese Tage zu erleben, ohne dass wir über viele Sachen nachdenken, die unsere innere Ruhe zerstören können, und manchmal auch nicht. Beim Lesen habe ich einen schönen Text von Benedikt Müntnich gefunden, der uns ermutigt auch mit unseren unruhigen Herzen einfach vor Gott zu kommen.
Er schreibt:
Wir machen beim Beten oft den Fehler, etwas Besonderes zu erwarten. Wenn das nicht eintritt, sind wir enttäuscht und geben auf. Aber Gott will gar nichts Besonders. Er will nur, dass wir mit unseren unruhigen Herzen einfach vor ihm da sind. Durch ihn wird unsere Seele still. Vielleicht passiert für den Augenblick nicht viel. Aber Gott lohnt das Warten auf ihn - mit dem Glück seiner Gegenwart, das zumeist ein stilles Glück ist, aber dann ist es von Dauer. Gott ist wirklich der liebende Gott, auch wenn es das völlig ungeschmälerte Glück in diesem Leben nicht gibt. Dieses ist uns für das ewige Leben aufbewahrt. Und doch: Gott ist wirklich da in unserem Leben! Der Heilige Geist bewirkt, dass dieses Vertrauen in unserem Herzen ist.
Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen noch eine ruhige Sommerferien-Zeit und bleiben Sie gesund. Ich freue mich schon auf unsere weitere Begegnung nach den Sommerferien.
P. Gasto
Ich werde für dich sorgen
08.08.2020 - Kennst du diese Geschichte: Der Prophet Elija war in Not geraten. Kein Regen fiel auf das Land. Kein Wasser ist mehr da und keine Ernte. Er hat nichts zu essen und zu trinken. Elija hört die Stimme Gottes: Geh nach Sarepta und besuche die dort lebende Witwe und ihren Sohn. Sie wird für dich sorgen. Ohne zu zögern geht Elja zu ihr und bittet sie um Wasser und Brot. Da zeigt sich, dass sie selbst nichts hat. Sie bereitet sich mit ihrem Sohn auf ihre letzte Mahlzeit auf den letzten Resten vor, um dann zu sterben. Elija überredet sie, ihm noch eine Kleinigkeit zuzubereiten und verspricht ihr dazu auch noch, dass sie in Zukunft in Fülle leben würde. Keine Ahnung, was die Witwe bewogen hat, diesem törichten Versprechen zu glauben. Doch sie tut es und es geschieht wie Elija ihr gesagt hatte: Der Mehltopf wurde nicht leer, der Ölkrug versiegte nicht mehr (nach 1 Könige 1,1-16).
Kaum zu glauben, was dieses unverbrüchliche Vertrauen des Elija in seinen Gott und der Witwe in die Worte des Elija bewirkte. So geschehen Wunder: Im Zuspruch an den anderen, in der Verheißung und im Aufzeigen eines Weges. – Stehen wir einander bei in diesen Krisenmonaten, dann wird es allen gut ergehen.
Gebet:
Herr, zeige mir die Möglichkeiten,
die Dinge zu verändern, die ich verändern kann,
und gib mir die Kraft,
die Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann,
und gib mir die Weisheit,
eines vom anderen zu unterscheiden.
(aus Irland)
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Woche.
P.Gasto